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Tot ist nur, wer vergessen wird!

Betzdorfer Gedenkbuch vom BGV an die Stadt überreicht

 

Gefallene und Vermisste beider Weltkriege aus Betzdorf, Zivilopfer des Zweiten Weltkrieges und an der so genannten Bunkerkrankheit gestorbenen Kleinkinder aus Betzdorf haben im Gedenkbuch, das Dr. Gerhard Hermann am Volkstrauertag in Namen des Betzdorfer Geschichte e.V. (BGV) an den Ersten Beigeordneten der Stadt Betzdorf, Werner Neuhaus, überreichte, wieder einen Namen.

„Ihre Stimme können wir den Opfern beider Weltkriege nicht zurückgeben“, betonte der BGV-Vorsitzende Ernst-Helmut Zöllner bei der Übergabefeier, „aber wir heben sie mit der Veröffentlichung ihrer Namen aus der Anonymität der Zahlen heraus.“ Es sei nicht mehr der erste Gefallene, das erste Bombenopfer oder Bunkerkind gewesen, sondern der Vater, der Bruder, die Mutter, der Sohn oder Nachbar und Freund. Zöllners besonderer Dank galt den beiden Mitgliedern des BGV-Mitgliedern Gerd Bäumer und Dr. Gerhard Hermann, die in mühevoller Kleinarbeit die 925 Namen zusammengetragen, umfangreich recherchiert hatten, um sie im „Betzdorfer Gedenkbuch“ in der alten Friedhofskapelle, der jetzigen Stätte der Besinnung auf dem Betzdorfer Friedhof für die Nachwelt zu hinterlassen.

Bei einem privaten Besuch auf Soldatenfriedhöfen in Flandern habe ihn besonders beeindruckt, führte Dr. Gerhard Hermann aus, dass die Angehörigen der Tausende von jungen hier beigesetzten Deutschen in Gedenkbücher aufgelistet seien. Die Toten hätten hier ihren Namen und dies habe in Betzdorf gefehlt. Wegen Platzmangel seien die Namen der Opfer des Zweiten Weltkrieges am Kriegerehrenmal im Rainchen nicht mehr aufgeführt worden, sondern die vorhandenen Namenstafeln der aus dem Ersten Weltkrieg zu beklagenden Opfer seien mit christlichen Symbolen auf Schiefertafeln ersetzt worden. Dadurch sei die Idee geboren, in Betzdorf alle Kriegsopfer in einem Gedenkbuch zu erfassen. Diesem Plan habe der ehemalige Bürgermeister Michael Lieber und der BGV uneingeschränkt zugestimmt.

Gerd Bäumer, BGV-Geschäftsführer, und Dr. Hermann recherchierten nun einige Monate, Aufrufe in der Presse halfen bei der Zusammenstellung und das Betzdorfer Standsamt öffnete sein Archiv. Besonders die Ermittlung der Vermissten verursachte den beiden BGV-Mitgliedern große Nachforschungsarbeiten.

 

Doch führte die wertvolle Arbeit dazu, dass 925 Namen, schmerzliche Einzelschicksale, im Gedenkbuch zusammengestellt sind:
177 gefallene und vermisste Soldaten des 1. Weltkrieges

412 gefallene Soldaten des 2. Weltkrieges

168 Vermisste des 2. Weltkrieges

95 zivile Opfer durch Bombenabwurf und Granatenbeschuss

73 an der so genannten Bunkerkrankheit verstorbene Kinder

 

Das Gedenkbuch wird jetzt noch um die Namen der aus Betzdorfer stammenden, neuerdings bekannten 17 jüdischen Opfern des Holocausts ergänzt und liegt in der alten Friedhofshalle öffentlich aus.

Dr. Gerhard Hermann fasste sein Anliegen und das von Gerd Bäumer bei der Erstellung des Buches mit dem Zitat des Historikers Ranke zusammen: „Den Charakter eines Volkes erkennt man unter anderem daran, wie es mit seinen Toten umgeht.“

Der Erste Beigeordnete Werner Neuhaus bedankte sich bei dem Betzdorfer Geschichte e.V. für das Gedenkbuch und betonte den mahnenden Charakter des Gedenkbuches, das nie wieder solches Unheil über die Bevölkerung komme.

Mit beeindruckenden Texten beteiligten sich Schülerinnen der Geschwister-Scholl-Realschule an der Feierstunde und der Posaunenchor des CVJM umrahmte sie musikalisch.

Der BGV werde alle Namen in ca. eineinhalb Jahren in einem Buch zusammen mit der Geschichte der in Betzdorf befindlichen zehn Denkmale veröffentlichen, berichtete der BGV-Vorsitzende Ernst-Helmut Zöllner. Bis dahin bitte der BGV die Bevölkerung, die trotz aller Sorgfalt eventuell noch fehlenden Namen zu melden oder mögliche Fehler aufzuzeigen, um sie im Gedenkbuch und für das dann veröffentlichte Buch zu ergänzen oder zu ändern.

 

 

In einer Feierstunde übergab der BGV das Betzdorfer Gedenkbuch an die Stadt. Auf unserem Foto von links: Gerd Bäumer, Dr. Gerhard Hermann, Erster Beigeordneter Werner Neuhaus und BGV-Vorsitzender Ernst-Helmut Zöllner.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die endgültige Fassung des "BETZDORFER GEDENKBUCHES" wurde am 28.Juli 2008 übergeben. (Bericht unten)

 

 

Endgültige Fassung des "Betzdorfer Gedenkbuches" ausgelegt

Nun liegt die endgültige Fassung des Betzdorfer Gedenkbuches in der neu hergerichteten alten Friedhofskapelle und steht den Besuchern zur Einsichtnahme bereit. Betzdorfs Bürgermeister Bernd Brato übernahm gerne das Exemplar, lobte die Initiatoren Gerd Bäumer, Dr. Gerhard Hermann und Ernst-Helmut Zöllner vom Verein Betzdorfer Geschichte (BGV), die dafür gesorgt hätten, dass mit dem Gedenkbuch neben den Namen der Opfer auch geschichtliche Tatsachen nicht in Vergessenheit geraten würden.

Dr. Gerhard Hermann hatte es immer sehr berührt, dass in der Stadt Betzdorf an keiner Stelle an die Opfer von Krieg und Gewalt namentlich erinnert werde. Nach einem Besuch in Flandern, reifte bei ihm der Gedanke für ein Gedenkbuch mit den Opfernamen aus Betzdorf. Der BGV übernahm diesen Gedanken gerne und Dr. Hermann sowie der BGV-Geschäftsführer Gerd Bäumer recherchierten lange, um die Namen der Gefallenen, Vermissten der beiden Weltkriege, die Opfer unter den Zivilpersonen sowie die an der so genannten Bunkerkrankheit (Lungenentzündung oder erstickt) gestorbenen Kinder zusammenzustellen. BGV-Vorsitzender Ernst-Helmut Zöllner ergänzte das Gedenkbuch um die Opfer der Gewalt aus der jüdischen Bevölkerung Betzdorfs und der Euthanasieopfer.

Ende 2006 überreichte der BGV die erste Fassung an die Stadt Betzdorf mit dem Aufruf an die Bevölkerung, das Buch zu kontrollieren und entsprechende Änderungen zu melden. Dieser Bitte kamen die Betzdorfer gerne nach und in den vergangenen fast zwei Jahren wurden den Initiatoren zahlreiche weitere Opfer genannt, die die Zahl um über 100 Personen ansteigen ließ. Auch Leidenswege weiterer jüdischer Betzdorfer klärten sich auf und es fanden sich Quellen von zwei Euthanasieopfern. Alle sind jetzt im endgültigen Gedenkbuch, in seiner Art wohl das einzige im Kreis Altenkirchen, enthalten. Der BGV lege aber Wert darauf, dass immer noch kein Anspruch auf Vollständigkeit bestehe, den Kriegs- und Gewaltopfern aber ihr Name wieder gegeben und an einem würdigen Platz hinterlegt sei.

Gerne nimmt Bürgermeister Bernd Brato (2.v.links) in der Friedhofskapelle das Gedenkbuch für die Stadt Betzdorf in Empfang.

Weiter rechts vom ihm: Ernst-Helmut Zöllner, Dr. Gerhard Hermann und Gerd Bäumer, die drei Initiatoren des Gedenkbuches. Links BGV-Vorstandsmitglied Klaus Klein.              

                      Foto: Ursula Zöllner